Nachdem im Februar der Frühling Einzug gehalten hat,
hat der März den Winter zurückgebracht.
Zwar strahlt die Sonne besonders heute wieder wunderbar,
aber in den Nächten sind bis minus 8 Grad gemeldet.
Für Winterschläfer kann das fatale Folgen haben.
Die Sonne erwärmt einige Bereiche ganz besonders
und signalisiert Frühling, so dass die Tiere aufwachen-
um dann entsetzt festzustellen, dass dem noch lange nicht so ist.
Hier bekommen einige Igel in ihren Freigehegen die morgendliche
Sonne ab und trotz Beschattung halten sie nix mehr von
winterschlafen. Glücklicherweise hat der Balkon eine
Nordost-Ausrichtung und durch zusätzliche Jalousien kommt
keine Sonne auf die dort untergebrachten Igelgehege.
Die Chancen stehen also gut, dass wenigstens dort einige
noch ein Weilchen schlafen.
Der kleine Igelbub Paul hatte sich bei Rita H. im Garten
das Stroh aus einem Häuschen stibitzt und unter einem Farn
sein Winterlager aufgeschlagen. Umsichtig und aufmerksam,
wie Rita ist, hat sie ihn erstmal in Ruhe gelassen und
etwas gegen die Sonne geschützt.
Nun hörte sie ihn aber immer häufiger husten und meldete
sich besorgt. Diese Sorge ist auch durchaus berechtigt
und bestätigte sich auch ganz klar nach der Erstuntersuchung.
Igel Paul steht für viele seiner Artgenossen, die vermutlich
eher nicht aufgefunden werden und so das Schicksal
dann eher seinen traurigen Lauf nimmt.
Auch bei ihm gibt es noch längst keine Entwarnung.
Paul kam mit 404 Gramm und einer heftig rasselnden Atmung.
Meiner Einschätzung nach ein Jungtier aus dem
vergangenem Herbst. Seine Zähne sind in gutem Zustand,
aber das Gewicht ist natürlich grenzwertig.
In Freiheit hat er definitiv wenig Überlebenschancen.
Auch eine Fortsetzung des Winterschlaf wäre kaum eine Option,
da er keine Reserven für einen weiteren Aufwachprozess hat.
Für das Hochfahren des gesamten Stoffwechsels benötigt der
Igel nicht das weiße Fett, welches er sich im Herbst
anfuttert, sondern auch das braune Fett, welches im Nacken /
Schulterbereich sitzt. Dieses braune Fettgewebe enthält
besonders viele Mitochondrien, die auch für die
bräunliche Färbung verantwortlich sind.
Mitochondrien sind in Zellen von Tieren und Pflanzen enthalten
und setzen die notwendige Energie für alle Lebensvorgänge in Form
von Wärme frei. Dadurch können Winterschläfer wieder aktiv werden.
Dieser Prozess kann einige Stunden dauern und äußert sich meist
durch ein starkes Zittern.
Nun ist Igel Paul wohl bereits im Aufwachprozess gewesen
und hat sich durch sein Husten quasi "verraten" -
doch was hätte ihn erwartet? Keine Nahrung und keine
Deckung durch entsprechende Vegetation.
Selbst die warmen Tagestemperaturen nutzen im nichts,
denn nachts ist es heftig kalt und Insekten sind noch
längst nicht verfügbar.
Außerdem kann man davon ausgehen, dass der kleine Zwerg
bereits krank den Winterschlaf angetreten hat.
Seine Kotprobe lässt keine Zweifel offen - er hat einen
hochgradigen Befall von Capillaria.
Ganz abgesehen von der Armada an Zecken und Flöhen,
die er auch noch im Gepäck hatte, aber
mittlerweile davon befreit ist.
Nur ein kleiner Auszug der mikroskopischen Untersuchung |
Vom Fressen hält der kleine Paul leider noch gar nicht viel.
Gestern war er bei 390 Gramm am Abend und füttern
lässt er sich zunächst überhaupt nicht.
Vielleicht bringt ihn die kleine Aufbaukur etwas auf
Touren, damit wir zügig die Behandlung der
Innenparasiten vornehmen können.
Für all seine Artgenossen wäre es jetzt hilfreich, wenn die
Menschen aufmerksam sind - vor allem in den
heimischen Gärten. Bitte noch nicht alles Laub
entfernen, da doch einige noch schlafen werden.
Auch abgeblühte Gräser und Pflanzen entweder
stehen lassen oder auf den Kompost bringen, denn darin
überwintern häufig viele Insekten, die als Nahrungstiere
im Frühjahr dringend gebraucht werden.
In diesem Sinne allen ein schönes Wochenende
und bitte Daumen drücken für Paulchen 💖
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